Die Aussenproduktion stellt hohe Ansprüche. Vieles, auf den ersten Blick Widersprüchliches, wird vorausgesetzt: Routine und Flexibilität; Zuverlässigkeit, aber auch spontane Reaktionen, reichlich Erfahrung und trotzdem Neugier.

Dreheinsatz für die ARD im Kosovo. Wenige Tage zuvor ist dort der Fotoreporter einer großen deutschen Illustrierten bei Recherchen erschossen worden. Von Hannover geht es über München und Istanbul nach Skopje in Mazedonien.

Taxifahrer Slatko bringt unser Team nach Pristina ins Devisen-Hotel "International". Die Kriegshandlungen sind auch an diesem Haus nicht spurlos vorüber gegangen: Teilweise verwüstete Etagen und Badezimmer ohne fließend Wasser machen den Ausnahmezustand deutlich.

Fast zwei Wochen drehen wir in der Gegend um Pristina. Die bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Überreste getöteter Zivilisten sind kein leichtverdaulicher Anblick und nicht alles, was per Satellit in Hamburg ankommt, wird auch gesendet.

Mit den "Ärzten ohne Grenzen" fahren wir in noch nicht von der Nato gesichertes Gebiet. Ein alter Mann führt uns in sein Bergdorf nahe der serbischen Grenze. Alle Häuser der 300-Seelen Gemeinde sind zerstört.

In den Ruinen seines Heims zeigt er uns eine cremefarbene Tonscherbe. 'Das war der Schädel meiner Schwester', erklärt er apathisch und wir hoffen, daß unsere Bilder einmal mehr vermitteln, was Krieg bedeutet.

Nach 14 Tagen begleitet uns Slatko wieder zum Flughafen. Sein Kollege sei auf einer Taxifahrt zusammen mit einem deutschen Fotoreporter überfallen und erschossen worden, berichtet er zum Abschied.

Wir beginnen, unsere üblichen Routinedrehs zwischen Emden und Bad Harzburg mit ganz anderen Augen zu sehen.